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Juli 1990

Mit der Währungsreform erlebte die DDR nach dem Fall der Mauer die zweite symbolträchtige Zäsur der Friedlichen Revolution. Zugleich wurde mit dem Wegfall der Personenkontrollen an der innerdeutschen Grenze ein weiterer entscheidender Schritt auf dem Weg zur alltäglichen Einheit vollzogen.

 

Der Blick in die Regale zeigte die Widersprüchlichkeiten der Wirtschaftseinheit auf.

Lücken im Warenangebot und vor allem im innerdeutschen Vergleich überhöhte Preise riefen Proteste hervor:

Die staatliche Verwaltung bat die Kommunen, "zur Sicherung einer notwendigen Konkurrenz im Handel, die Möglichkeiten der Niederlassung von Billiganbietern zu prüfen und Sofortmaßnahmen für einen ambulanten Verkauf dieser Firmen zu sichern".

Eine Molkereigenossenschaft reagierte mit Sonderverkäufen auf die überhöhten Einzelhandelspreise.

Zum Monatsende begannen sich die Preise zu stabilisieren. Gravierende Versorgungslücken waren nicht zu beobachten.

 

Während die deutsch-deutschen Verhandlungen über den Einigungsvertrag begannen und die Termine der Landtags- sowie der gesamtdeutschen Bundestagswahlen abgestimmt wurden, kam die Privatisierung der volkseigenen Wirtschaft nicht so zügig voran wie erhofft.

Immerhin erfolgte jetzt die förmliche Umwandlung - beispielsweise des bisherigen VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ Magdeburg, dessen Vorstandsvorsitzender noch hoffte, „mit Hilfe eines Sanierungskonzeptes das Unternehmen wieder rentabel zu gestalten“.

Ende Juli verzeichnete  die Bezirksverwaltungsbehörde Magdeburg 64 abgeschlossene Reprivatisierungsanträge, weitere 321 Anträge waren gestellt - für 464 Betriebe stand der Reprivatisierungsantrag noch aus.

In vielen Unternehmen (wie dem Hydrierwerk Zeitz) wurde zur "Arbeitsplatzssicherung" eine "Verselbständigung einzelner Bereiche" angestrebt.

Immer häufiger mussten Beschäftigte über Stilllegungen technisch überholter oder unwirtschaftlicher Anlagen informiert werden. Die Interessenvertretungen arbeiteten unter überaus schwierigen Bedingungen, der Abschluss von Betriebsvereinbarungen wurde alltäglich.