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Heinrich Lindners Buchprojekt einer „Geographie von Anhalt“

Im August 1829 wandte sich der Anhalt-Dessauer Hofbibliothekar und Lehrer Heinrich Lindner (1800-1861) mit einem persönlichen Brief an Herzog Ferdinand von Anhalt-Köthen (1769-1830), um statistische Mitteilungen der herzoglichen Landesbehörden für die von ihm geplante Veröffentlichung einer „Geographie von Anhalt“ zu erbitten. Lindner beabsichtigte durch „die Herausgabe einer möglichst genauen Beschreibung des Gesamtlandes“ „allgemein verbreitete Irrthümer über Anhalt, welche ein Schriftsteller dem andern nachschreibt“, richtigzustellen. Daher wollte er sich bei der Bearbeitung nicht nur auf „veraltete und fehlervolle“ Quellen beschränken. Nachdem ihm die herzoglichen Landesbehörden in Bernburg und Dessau bereits „alle nur wünschenswerthen Materialien“ mitgeteilt hatten, fehlten ihm nur noch entsprechende Informationen aus Anhalt-Köthen, unter anderem über die Größe des Landes nach der neuesten Vermessung, die administrativ-territoriale Zugehörigkeit der einzelnen Ortschaften zu Gerichtsbezirken, deren Einwohner- und Häuserzahl. Herzog Ferdinand entsprach Lindners Bitte und wies seine Beamten an, für den Autor die gewünschten Angaben zusammenzustellen. Es sollten jedoch noch mehr als dreieinhalb Jahre vergehen, bis Heinrich Lindner sein Werk vollenden konnte. Im Frühjahr 1833 erschien es unter dem Titel „Geschichte und Beschreibung des Landes Anhalt“. In der Vorrede wies der Verfasser darauf hin, dass wohl niemand diesen Titel missverstehen wird. Er „wollte und konnte keine Anhaltische Geschichte geben, sondern nur Alles zusammenstellen, was von der Geschichte des Landes und seiner einzelnen Theile und Ortschaften bekannt ist.“ Trotz der bescheidenen Zurückhaltung des Autors und kritischer Rezensionen gilt sein Werk auch heute noch als wichtige Publikation zur anhaltischen Geschichte und Landeskunde. Eine von Lindner und seinem Verleger Ackermann ab 1839 vorgesehene überarbeitete und erweiterte Neuauflage kam nicht zustande. Bis zu seinem Lebensende setzte Heinrich Lindner seine historischen Forschungen fort und blieb publizistisch tätig. In Anerkennung seiner Leistungen als Wissenschaftler und Gymnasiallehrer wurde ihm 1837 der Professorentitel verliehen.

Anlässlich des 225. Geburtstages dieses bedeutenden anhaltischen Historikers, Philologen und Bibliothekars ist eine Abschrift des eingangs erwähnten Briefes Lindners an den Anhalt-Köthener Herzog als Archivale des Monats Oktober im Archivverbund Dessau (Alter Wasserturm) in der Heidestraße 21 während der Öffnungszeiten (Mo-Mi 9-17 Uhr, Do 9-19 Uhr) zu sehen. Weitere im Landesarchiv Sachsen-Anhalt verwahrte Quellen zum Werdegang Heinrich Lindners, die von seinen Schülerbeurteilungen an der Dessauer Hauptschule bis hin zu seiner Pensionierung im Jahr 1860 reichen, können auf Anfrage im Lesesaal in Dessau ausgewertet werden. Sein schriftlicher Nachlass ist im Stadtarchiv Dessau-Roßlau überliefert.