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Einweihung einer Gedenktafel für die ermordeten Angehörigen der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Köthen, Vorlage der SED-Kreisleitung Köthen, Abteilung Agit/Prop, vom 25.4.1962

Quellenkritische Einordnung

Das Büro beziehungsweise Sekretariat der SED-Kreisleitung befasste sich in regelmäßigen Sitzungen mit Themen des politischen, wirtschaftlichen und geistig-kulturellen Lebens. Die Diskussion und Beschlussfassung der in der Tagesordnung enthaltenen Themen erfolgte meist auf der Grundlage vorab eingereichter Vorlagen. Beratungen von Themen mit Bezug zur jüdischen Geschichte waren dabei sowohl auf Kreis- als auch auf Bezirksebene äußerst selten.

Die Anregung zur Anbringung einer Gedenktafel am früheren Standort der Synagoge ging auf eine private Initiative zurück. Die Vorlage wurde in der Bürositzung am 27. April 1962 beraten.

Inhaltliche Einordnung

Die Köthener Bürgerin Ida Jung (1900–1978) – selbst SED-Mitglied – hatte sich an den Rat des Kreises und an die SED-Kreisleitung mit der Bitte um Anbringung einer Gedenktafel für die ermordeten Köthener Juden gewandt. Die Stadtverwaltung wurde offenbar nicht einbezogen.

Die Verfasser der Vorlage sprachen sich für die Gedenktafel aus und begründen dies damit, dass in der DDR die Verfolgten des Naziregimes geehrt würden, ohne auf das besondere Schicksal der jüdischen Bevölkerung einzugehen. Mit der Anfertigung der Gedenktafel sollte der Köthener Bildhauer und Medailleur Robert Propf (1910–1986) betraut werden. Die Vorlage wurde bestätigt.

Auf der am 8. Mai 1962 eingeweihten Gedenktafel stand ein gegenüber der Vorlage etwas modifizierter Text: „Zum Gedenken an die Opfer der nazistischen Judenverfolgung 1933 – 1945. Am 15.11.1938 wurde hier die Synagoge durch die Faschisten zerstört“. Die Tafel verschwand später mit dem Abbruch des Hauses. Nach dem Neubau des Gebäudes wurde auch eine neue Gedenktafel angebracht, die nur an die Zerstörung der Synagoge erinnert.

Auch Ida Jung nahm an der Enthüllung der Gedenktafel teil, wie ein in der Köthener Lokalpresse veröffentlichtes Foto der Veranstaltung zeigt. Der Veranstaltung wohnte unter anderem auch Heinz Schenck (1910–1971) bei, der 1953–1962 Mitglied des Provisorischen Vorstands der Jüdischen Gemeinde von Groß-Berlin war.

Überlieferungsgeschichte

Die Protokolle der Bürositzungen beziehungsweise später der Sekretariatssitzungen bilden den Kern der Überlieferung der SED-Kreisleitungen. Zusammen mit den entsprechenden Vorlagen wurden sie an das SED-Bezirksparteiarchiv Halle abgegeben und dort abschließend bearbeitet. 1992 erfolgte auf der Grundlage eines Einbringungsvertrages zwischen dem Land Sachsen-Anhalt und dem Landesvorstand der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) die Übergabe des SED-Bezirksparteiarchivs Halle an das Landesarchiv.

Die Erschließungsangaben der Protokolle der Sekretariatssitzungen der SED-Kreisleitung Köthen finden Sie hier.