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Archivischer Notfallverbund

Der Magdeburger Notfallverbund

Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 3. März 2009, der Brand in der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek im Jahr 2004 und die Elbhochwasser 2002 und 2013 haben die Notwendigkeit des Schutzes von Kulturgut in drastischer Weise aufgezeigt. Die bestandserhalterischen Konsequenzen solcher Ereignisse überfordern fast immer die Leistungsfähigkeit der betroffenen Institution.

Um dem Fall der Fälle nicht unvorbereitet gegenüberzustehen, gründeten sechs Archive mit Sitz in der Landeshauptstadt Magdeburg im Jahr 2009 einen Notfallverbund. Zehn Jahre später wurde er durch den Beitritt weiterer Kultureinrichtungen zum spartenübergreifenden „Notfallverbund Magdeburger Archive, Bibliotheken und Museen“. Neben sechs Archiven (Stadtarchiv, Landeskirchenarchiv, Bistumsarchiv, Bundesarchiv - Stasi-Unterlagen-Archiv - Außenstelle Magdeburg, Archiv des Landtages von Sachsen-Anhalt und Landesarchiv Sachsen-Anhalt) gehören ihm jetzt auch das Kulturhistorische Museum und die Stadtbibliothek Magdeburg wie auch die Hochschule Magdeburg-Stendal mit Bibliothek und Archiv an.

Die von ihnen geschlossene Vereinbarung schafft die Grundlage, um sich im Notfall gegenseitig unbürokratisch Hilfe zu leisten. Ein solcher Notfall kann durch eine akute, großflächige Schädigung oder Gefährdung von Archiv- und Kulturgut durch Brand, Hochwasser, Unwetter oder technische Defekte eintreten. Zu den wesentlichen Hilfeleistungen gehören dann die Bereitstellung von Materialien und Fahrzeugen zur Sicherung und Evakuierung von Archivgut, die Anbietung freier Lagerflächen sowie die Entsendung von fachlich qualifizierten Arbeitskräften (Mitarbeiter*innen der Restaurierungswerkstätten, Magazinmitarbeiter*innen, Archivar*innen).

Durch präventive Zusammenarbeit besser

Der Verbund kooperiert aber nicht erst im Ernstfall, sondern bereits bei der Prävention von Notfällen. Dazu gehören die gegenseitige Unterstützung bei der Erstellung von Notfallplänen, die Schulung von Mitarbeiter*innen und die Verbesserung der Ortskenntnisse durch gegenseitige Besuche in den Partnereinrichtungen. Nicht zuletzt fördern Notfallübungen die Kompetenzen, im Ernstfall das unikale und wertvolle Kulturgut fachgerecht und zügig bergen und versorgen zu können. Daher hat der Verbund bereits drei Übungen dieser Art durchgeführt, die letzte im Jahre 2019. Die Zusammenarbeit der Partner wird koordiniert von einer Arbeitsgruppe, die in der Regel zweimal jährlich tagt. An den Treffen nimmt auch ein Vertreter des städtischen Amts für Brand- und Katastrophenschutz teil, wodurch eine enge Zusammenarbeit mit den professionellen Hilfsorganisationen gewährleistet wird.

Weitere Unterstützung hat der Verbund durch die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) erhalten, die den Aufbau eines Mobilen Erstversorgungszentrums gefördert hat. Es umfasst eine Grundausstattung für verschiedene Gefährdungslagen, die in transportfertiger Form an einem zentralen Lagerort bei der Berufsfeuerwehr Magdeburg ständig bereitgehalten wird und schnelle und effiziente Reaktionen auf Notfallsituationen ermöglicht.

Der Magdeburger Notfallverbund ist ein gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit staatlicher, kommunaler und kirchlicher Kultureinrichtungen.