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Ge­schäfts­be­richt der Hirsch, Kupfer-​ und Mes­sing­wer­ke AG in Ber­lin (Zweig­nie­der­las­sun­gen in Hal­ber­stadt und Mes­sing­werk bei Ebers­wal­de) für das Ge­schäfts­jahr 1916

Quel­len­kri­ti­sche Ein­ord­nung

Der hier vor­lie­gen­de Be­richt für das Ge­schäfts­jahr 1916 ist einer der für die Jahre 1915-1939 über­lie­fer­ten Ge­schäfts­be­rich­te der Firma Kup­fer­werk Il­sen­burg AG. Die Firma geht auf die von den in Hal­ber­stadt an­säs­si­gen jü­di­schen Me­tall­händ­lern Aron Hirsch (1783-1842) und des­sen Sohn Jo­seph Hirsch (1808-1871) im Jahre 1838 auf Grund des Kau­fes des Kup­fer­ham­mers in Il­sen­burg ge­grün­de­te Ak­ti­en­ge­sell­schaft Kupferhammer-​Betriebsgesellschaft zu Hal­ber­stadt zu­rück. Sie er­wei­ter­ten den be­reits seit 1595 be­trie­be­nen Kup­fer­ham­mer in Il­sen­burg zu einem Kup­fer­werk mit Walz­hüt­te. Nach der Über­nah­me sämt­li­cher Ak­ti­en führ­te die Fa­mi­lie Hirsch 1891 das Un­ter­neh­men als of­fe­ne Han­dels­ge­sell­schaft mit dem Namen "Kup­fer­werk Il­sen­burg, Abt. der Firma Aron Hirsch und Sohn, Hal­ber­stadt" fort. 1906 fass­te Aron Hirsch (1858-1942) das Werk Il­sen­burg, wel­ches vor allem Feu­er­buch­sen für Lo­ko­mo­ti­ven her­stell­te, und das Mes­sing­werk bei Ebers­wal­de in der Ak­ti­en­ge­sell­schaft "Hirsch, Kupfer-​ und Mes­sing­wer­ke AG", Sitz Hal­ber­stadt, zu einem in­dus­tri­el­len Groß­un­ter­neh­men zu­sam­men, des­sen Sitz 1916 nach Ber­lin ver­legt wurde. Ben­ja­min Hirsch war der erste Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­de, Aron und Dr. Abra­ham Hirsch bil­de­ten den ers­ten Vor­stand der AG. Wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges be­gann der Aus­bau der Ak­ti­en­ge­sell­schaft zu einem der größ­ten deut­schen Kon­zer­ne der me­tall­ver­ar­bei­ten­den In­dus­trie. In Aus­wir­kung der Welt­wirt­schafts­kri­se seit 1929 muss­ten je­doch Be­trie­be still­ge­legt und ver­kauft wer­den, auch schie­den 1932 Aron und Sieg­mund Hirsch aus dem Vor­stand aus, und das Un­ter­neh­men fir­mier­te nun bis zu sei­ner Li­qui­da­ti­on im Jahre 1936 als "Berlin-​Ilsenburger Me­tall­wer­ke AG" mit Sitz in Ber­lin. Für den Il­sen­bur­ger Be­trieb grün­de­te die AG 1934 die "Kup­fer­werk Il­sen­burg AG", Sitz Ber­lin.

Die schwie­ri­gen wirt­schaft­li­chen Um­stän­de, die die Mit­glie­der der Fa­mi­lie Hirsch zum Rück­zug von ihren Äm­tern ver­an­lass­te, wer­den durch die Ein­tra­gun­gen im Han­dels­re­gis­ter 1932 sowie in dem Ge­schäfts­be­richt 1931 do­ku­men­tiert.

In­halt­li­che Ein­ord­nung

Ein Ge­schäfts­be­richt hat die Auf­ga­be, In­for­ma­tio­nen über den Ge­schäfts­ver­lauf des ver­gan­ge­nen Ge­schäfts­jah­res eines Un­ter­neh­mens zu ver­mit­teln. Er wird durch den Vor­stand des Un­ter­neh­mens er­stellt, durch den Auf­sichts­rat ge­prüft und auf einer or­dent­li­chen Ge­ne­ral­ver­samm­lung zur Ent­las­tung vor­ge­legt. Dazu ge­hö­ren immer auch die Bi­lanz sowie die Gewinn-​ und Ver­lust­rech­nung. Ins­be­son­de­re die ein­lei­ten­den Be­rich­te des Vor­stan­des geben Auf­schluss über die Ein­ord­nung der Firma in die wirt­schaft­li­che sowie in die all­ge­mei­ne und ge­sell­schaft­li­che Ent­wick­lung.

Der Vor­stand legte den Ge­schäfts­be­richt für das Jahr 1916, nach­dem der Auf­sichts­rat die­sen ge­prüft hatte, der or­dent­li­chen Ge­ne­ral­ver­samm­lung der Hirsch, Kupfer-​ und Mes­sing­wer­ke AG am 20. März 1917 vor. Dem Vor­stand ge­hör­ten Paul Mil­ling­ton Herr­mann, Dr. Emil Hirsch, Sieg­fried Hirsch und Max von Was­ser­mann sowie dem Auf­sichts­rat Aron Hirsch, Dr. Abra­ham Hirsch und Sieg­mund Hirsch an. Der Ge­schäfts­be­richt be­nennt nur sehr kurz den star­ken Ein­fluss der Kriegs­ar­beit, die er­brach­te Leis­tungs­fä­hig­keit und die ge­stei­ger­te Pro­duk­ti­on für die Rüs­tung. Viel aus­führ­li­cher wird die Ver­wen­dung von Mit­teln für ei­ge­ne so­zia­le Ein­rich­tun­gen und die all­ge­mei­nen Kriegs­wohl­fahrts­zwe­cke er­läu­tert. Es wer­den zudem die Ak­ti­en­ka­pi­tal­erhö­hung um 5 Mil­lio­nen Mark, neue Be­tei­li­gun­gen und ge­tä­tig­te Grund­stücks­käu­fe an­ge­führt. Der Ge­schäfts­be­richt schließt mit einer Eh­ren­ta­fel zum Ge­den­ken an die ge­fal­le­nen Mit­ar­bei­ter bei­der Werke.

 

Über­lie­fe­rungs­ge­schich­te

Das Staats­ar­chiv Mag­de­burg über­nahm den 3,10 lfm um­fas­sen­den Be­stand Kup­fer­werk Il­sen­burg im März 1978 vom VEB Walz­werk Il­sen­burg. In die­sem bil­den der Leitungs-​ und Fi­nanz­be­reich sowie Per­so­nal­an­ge­le­gen­hei­ten die struk­tu­rel­len Schwer­punk­te. Das Ar­chiv­gut aus der Wir­kungs­zeit der Fa­mi­lie Hirsch bis 1932 macht un­ge­fähr die Hälf­te des Be­stan­des aus.

Das Bran­den­bur­gi­sche Lan­des­haupt­ar­chiv in Pots­dam ar­chi­viert die Über­lie­fe­rung der Hirsch Kupfer-​ und Mes­sing­wer­ke AG, Finow (Hee­ger­müh­le) im Um­fang von 3,11 lfm Schrift­gut und 743 Kar­ten.