9. November: Mauerfall
Auch am 9. November wurde die ZK-Tagung von massiven Forderungen begleitet, „die schuldigen Genossen der Parteiführung zur Verantwortung zu ziehen“.
Die Dramatik dieses Tages aber betraf die jahrzehntelang hermetisch abgeriegelte Staatsgrenze.
In einer vom DDR-Fernsehen übertragenen Pressekonferenz verkündete Günter Schabowski gegen 19 Uhr, dass „sofort, unverzüglich“ Ausreisen über alle Grenzübergangsstellen erfolgen könnten - wenige Stunden später stand die Mauer tatsächlich offen.
Knapp zwei Stunden später erreichten auch die Volkspolizei in den Bezirken neue Festlegungen zum Umgang mit Reisewilligen:
Bereits eine halbe Stunde später erfolgte die Grenzöffnung in Marienborn, nur 50 Kilometer von Magdeburg entfernt.
Die Ereignisse dieses langen Abends waren so unfassbar, dass beispielsweise in Quedlinburg eine Veranstaltung des Neuen Forums mit anschließender Demonstration die Friedliche Revolution der vorangegangenen Wochen fortsetzte - ohne dabei auf die noch Monate vorher völlig unvorstellbare Zuspitzung direkt zu reagieren.
„Die Veranstaltung“, so ein MfS-Bericht, „löste sich um 22.40 Uhr auf“ - eine dreiviertel Stunde später wurde in Berlin der Grenzübergang an der Bornholmer Straße geöffnet.
Das Symbol für die Unantastbarkeit und Unveränderlichkeit der kommunistischen Welt war gefallen.