Ausstellung „Kalter Krieg in kurzen Hosen: die Aktion „Vorstoß II“, der 1. FC Magdeburg und der FC Bayern München“ nun eröffnet!
Die in Kooperation mit dem Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e. V., der Ausstellungsagentur exhibeo e. V. sowie der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt entstandene Freilichtausstellung „Kalter Krieg in kurzen Hosen: die Aktion „Vorstoß II“, der 1. FC Magdeburg und der FC Bayern München“ wurde am 18. September 2024 eröffnet.
Nach einer Begrüßung durch Dr. Detlev Heiden, Leiter des Landesarchivs Sachsen-Anhalt, sprachen der Staatssekretär im Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, Klaus Zimmermann, die Leiterin des Arbeitsbereichs Public History der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Sabine Kuder sowie der Geschäftsführer der DFB-Kulturstiftung, Olliver Tietz, Grußworte. Anschließend führte Dr. René Wiese vom Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e. V. ausführlich in die Ausstellung ein, indem er die Aktion Vorstoß II in den größeren Kontext der Überwachung von Fußballspielen von DDR-Mannschaften einordnete.
Deutsch-deutsche Fußballspiele galten dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) stets als Bedrohungsszenario. Bereits 1973 fanden Spiele des FC Bayern München gegen Dynamo Dresden im Pokal der Landesmeister sowie von Fortuna Düsseldorf gegen den 1. FC Lok Leipzig im UEFA-Pokal statt. Hier steuerte die Stasi den Erwerb von Eintrittskarten und versuchte, Kontakte zwischen Anhängern zu unterbinden.
Nachdem der FC Bayern München 1974 den Landesmeisterpokal und der 1. FC Magdeburg den Europapokal der Pokalsieger gewonnen hatten, unterband die SED das Zustandekommen der nach UEFA-Reglement anstehenden Supercup-Begegnung zwischen den beiden Pokalsiegern. Am 23. Oktober und 6. November 1974 trafen die beiden Mannschaften dann schließlich im Europapokal der Landesmeister doch noch aufeinander.
In seinem abwechslungsreichen Vortrag zeigte Wiese zahlreiche, bislang wenig beachtete Fotos der Geschehnisse, die in der Ausstellung präsentiert werden.
Konzipiert als Outdoorformat, ist die Ausstellung noch bis zum 7. November 2024 auf dem Außengelände des Landesarchivs für die Öffentlichkeit zugänglich.
Wer sich einen Eindruck von der Ausstellung verschaffen möchte, sei auf den Fernsehbeitrag des MDF.1 vom 19.09.2024 verwiesen. Von der Ausstellungseröffnung wird dort ab Minute 7:25 berichtet: http://www.mdf1.de/mediathek/4429/19_09_Kalter_Krieg_in_kurzen_Hosen.html
Zum Inhalt der Ausstellung:
Nicht nur Sportfans aus ganz Europa waren es, die ihre Blicke vor 50 Jahren auf Magdeburg richteten. Als der FC Bayern München am 6. November 1974 im Achtelfinalrückspiel des Europapokals der Landesmeister auf den 1. FC Magdeburg traf, fokussierten auch die staatlichen Sicherheitsorgane der DDR das Sportereignis. Die gesamtdeutsche Identität, die von den Stadionrängen ausging, bereitete der SED ein besonderes Ärgernis. Zwar standen die Magdeburger Fans hinter ihrem 1. FC Magdeburg, doch gab es gleichzeitig eine Faszination für den Bundesligafußball. Weltstars wie Franz Beckenbauer oder Uli Hoeneß waren es, zu denen die DDR-Fans Kontakt suchten – und damit in die Überwachung und Kontrolle von Volkspolizei und Stasi gerieten.
Ein Teil der dabei entstandenen Dokumente und Fotos überliefert sich bis heute im Landesarchiv Sachsen-Anhalt, konkret als Teil des Bestands M 24 „Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei (BDVP) Magdeburg“. Erstmals stehen sie nun im Mittelpunkt einer Ausstellung, die anhand bislang unveröffentlichter Archivalien eine besondere Perspektive auf die deutsch-deutsche Teilungsgeschichte richtet: Während die Politik die Deutschen in zwei politisch entgegengesetzte Lager zwang, blieb das runde Leder stets ein unberechenbarer Spielball zwischen Ost und West.
Ausstellungsort:
Landesarchiv Sachsen-Anhalt
Abteilung Magdeburg, Brückstraße 2
39114 Magdeburg
Zeitzeugengespräch
Die Ausstellung eröffnet mit ihrem Fotomaterial aufschlussreiche Perspektiven auf die Geschehnisse rund um die Begegnungen zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem FC Bayern München.
Am Mittwoch, den 6. November 2024, um 18 Uhr werden mit Wolfgang Seguin (Jg. 1945, ehemaliger Spieler des 1. FC Magdeburg) und Rainer Zobel (Jg. 1949, ehemaliger Spieler des FC Bayern München) sowie Dr. Jörg Biastoch (Jg. 1963, Präsident des 1. FC Magdeburg) und Joachim Biastoch (Jg. 1960) berichten, wie sie die damaligen Ereignisse erlebt haben.
Nähere Informationen finden Sie auf dem Einladungsflyer.