August 1990
Am 23. August beschloss die Volkskammer "den Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland" zum 3. Oktober 1990 - der Einigungsvertrag wurde am 31. August unterzeichnet.
"Auf dem Wege zum Land Sachsen-Anhalt, in dem alle Regionen Chancengleichheit haben", trat der Hauptstadtstreit im Sommer 1990 in den Vordergrund:
Die Kreistagsabgeordneten und die Stadtverordneten in den Bezirken Halle und Magdeburg votierten in geheimer Briefwahl "mit empfehlendem Charakter für den späteren Landtag".
Da für die "Vorbereitung einer funktionsfähigen Landesverwaltung" nur "wenig Zeit" verblieb, wurde auch pragmatische Argumente angeführt:
Insgesamt 2.204 Abgeordnete beteiligten sich in der zweiten Augusthälfte an dieser Abstimmung.
Auch im Bezirk Halle entfiel ein knappes Viertel der Stimmen auf eine Landeshauptstadt Magdeburg. In einzelnen Kreisen votierten dabei klare Mehrheiten für Magdeburg.
Die DDR stand im August 1990 vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch - und auch die vormaligen Wirtschaftszentren des künftigen Sachsen-Anhalt unterlagen weiter einem noch ein Jahr zuvor unvorstellbarem Umbruch.
Die Angst vor Arbeitsplatzverlusten prägte nicht nur beim Magdeburger SKL die Stimmung; Produktionsstilllegungen griffen um sich.
Altlastensanierung und Umweltverträglichkeit standen ebenso auf der Tagesordnung wie die Sicherung von Arbeitsplätzen - die "Eingaben und Beschwerden von Bürgerbewegungen bzw. Einzelpersonen und Amtsträgern" richteten sich jetzt auch gegen die sowjetischen Truppen:
Eine Bürgerinitiative "Rekultivierung der Colbitz-Letzlinger Heide" sammelte seit Oktober 1989 mehr als 30.000 Unterschriften:
Immerhin wurde am Standort Leuna im August 1990 die Erdöldestillation erweitert; Halle und Magdeburg sollten durch eine Autobahn verbunden werden.
Während sich die neuen Geschäftsleitungen an den marktwirtschaftlichen Bedingungen orientierten, begleiteten betriebliche Qualifizierungslehrgänge die Umstrukturierungen.
Die "enorme Erhöhung der Fahrtkosten für den Berufsverkehr" zählte ebenso zu den Facetten des Alltags wie eine unhaltbare universitäre Wohnheimsituation.