Wohnen
Für Erich Honecker war der Wohnungsbau seit 1971 das ‚Kernstück der Sozialpolitik‘ – bis 1990 wollte die SED die Wohnungsfrage „als soziales Problem“ endgültig gelöst haben.
Bereits in den 50er Jahren hatte in der DDR die Industrialisierung des Wohnungsbaus begonnen, bei der in Montagebauweise standardisierte Großplattenbauten errichtet wurden. Dem normierten Wohnen zu günstigen Preisen und vergleichsweise gutem Standard in den Randbezirken der großen Städte – beispielsweise ab 1964 in der Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt – stand die zunehmende Unbewohnbarkeit der Städte gegenüber. Die historischen Zentren wurden jahrzehntelang vernachlässigt und unterlagen einer teilweise rücksichtslosen Abrisspolitik.
Trotz einer in den 80er Jahren durch den Massenwohnungsbau erreichten Vergrößerung des Bestandes und eines besseren Ausstattungsgrades als in den 70er Jahren konnte das Wohnungsdefizit nicht beseitigt werden. Nicht nur im Ost-West-Vergleich waren unbefriedigende Sanitärausstattungen oder zu wenige Telefonanschlüsse offenkundig.
Das soziale Problem des Wohnens wurde bis zum Ende der DDR nur entschärft, jedoch nicht gelöst. Wohnungsprobleme bestimmten den Alltag und dominierten auch in den Eingaben.
Eines der vielen in den Beständen des Landeshauptarchivs überlieferten Beispiele: Nach jahrzehntelangem Leben in „kleinen und schlechten Wohnungen“ wünschte eine Rentnerin zumindest in ihren „letzten Lebensjahren eine Wohnung zu haben, die trocken und ruhig ist und in der ich auch mal baden kann".
Der Widerspruch zwischen dem ambitionierten Wohnungsbauprogramm der SED von 1973 und den Realitäten des Jahres 1989 war unübersehbar:
Gestiegene Ansprüche „an Wohnungsqualität und Wohnumwelt sowie an die Übereinstimmung von Arbeitsplatz und Wohnungsstandort“ ließen sich nur unzureichend befriedigen.
Erst in den 80er Jahren hatte eine zu späte Umorientierung auf innerstädtische Baustandorte eingesetzt – auch in Magdeburg wurden jetzt Planungsansätze für das Stadtzentrum formuliert.