26. bis 31. Oktober: Ablösung
Mehr als 50.000 Teilnehmer der Montagsdemonstration in Halle verlangten am 30. Oktober nicht zuletzt die Ablösung des 1. Sekretärs der SED-Bezirksleitung.
Massiven Angriffen sahen sich Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre einen Tag später in einer Versammlung mit Leuna-Werkern ausgesetzt.
Auch in Magdeburg formierte sich erneut eine abendliche Montagsdemonstration, die beispielsweise die Abschaffung der Stasi und „Volksentscheid statt Parteidiktatur“ verlangte.
Die SED-Bezirks- und Stadtleitungen gerieten unter immer stärkeren, zunehmend auch aus den Reihen der eigenen Genossen kommenden Druck.
Der SED fiel es zunehmend schwerer, „ihrer führenden Rolle durchgängig gerecht zu werden, weil bisher lediglich ein Reagieren auf gesellschaftliche Erscheinungen in den unterschiedlichsten Bereichen festzustellen ist, aber kein Agieren“.
Das vermeintliche „Vertrauensverhältnis“ der Bürger zur SED war mehr als „gestört“, so dass „das Auftreten und die Ausführungen führender Genossen von ihnen weiterhin nicht verstanden bzw. abgelehnt wird“.
In Stimmungsberichten wurden Ende Oktober „Ungeduld auf spürbare Veränderungen, Skepsis zum Gelingen der Wende und hohe Erwartungshaltungen“ registriert, so dass „unter den genossen die wogen sehr hoch schlagen“.
In parteiinternen Diskussionen musste eingestanden werden, dass die SED „das Vertrauen der Menschen verloren“ hatte und dieses verzweifelt „wieder zurückgewinnen“ wollte.