Gründung des Herzoglich Anhaltischen Haus- und Staatsarchivs
Dem Anhaltischen Staats-Anzeiger des Jahres 1872 ist in der Ausgabe vom 24. Mai die dünne Nachricht zu entnehmen, dass für das seit 1863 bestehende einheitliche Herzogtum Anhalt in Zerbst ein gemeinsames Archiv eingerichtet werden soll.
Das genaue Datum dieser Gründung oder besser der Zusammenlegung der vier bestehenden Archive ließ sich aus den Akten des Archivs selbst nicht in Erfahrung bringen. Freilich galt schon vor 150 Jahren, dass im Zweifelsfall in Unterlagen von Finanzbehörden immer etwas zum Sachverhalt zu finden ist. Und genauso verhält es sich hier auch: In einem Nachtragshaushalt der Archivverwaltung – ganze 25 Zeilen auf der Vorderseite eines Blattes – findet sich der gesuchte Hinweis. Die für das ganze Jahr 1872 berechneten und vom Anhaltischen Landtag nachträglich beschlossenen Sachausgaben (Real-Ausgaben) halbierten sich, da „die neue Einrichtung erst mit dem 1. Juli d.[es] J.[ahres] ins Leben treten soll“. Die Gründung des Herzoglich Anhaltischen Haus- und Staatsarchivs jährt sich damit zum 150. Mal.
Mit dem Titel Geheimer Archivrat wurde Ferdinand S. Siebigk (1823-1886), bisheriger Archivar des Dessauer Hof-Archivs Leiter der neuen gemeinsamen Einrichtung. Ab dem 1. September 1873 erhielt Archivar Siebigk Unterstützung durch Professor Franz Kindscher (1824-1905) in Zerbst. Kindscher wurde dafür von der Herzoglichen Regierung zunächst befristet aus den Haushaltmitteln für den „Archiv-Gehülfen“ bezahlt und war 1876 zweiter Archivar. Komplettiert wurde die Mannschaft durch den Boten Friedrich Hahne.
Von den Archivaren der ehemaligen vier Archive in Dessau, Bernburg, Köthen und Zerbst wurde Hofrat Siebigk Vorstand des neuen Gesamtarchivs. Karl Friedrich Ferdinand Sintenis (1804-1868) war 1867 nicht nur Leiter des damaligen Gesamt- und Zerbster Archivs sondern zugleich – besser zuerst – Vorsitzender des Herzoglichen Staatsministeriums. Hofrat Gottlieb Krause (1804-1888), 1867 Köthener Archivar, findet sich 1876 in Köthen als Leiter der Bibliothek und des Herzoglichen Museums im Schloss wieder. Prof. Otto Friedrich Karl von Heinemann (1824-1904) schließlich, 1867 noch Archivar und zugleich Gymnasiallehrer in Bernburg, war bereits 1868 Bibliothekar in Wolfenbüttel, blieb aber als Herausgeber der mittelalterlichen Anhaltischen Urkunden seiner alten Heimat treu.
(Quellen zum Thema sind in der Online-Recherche des Landesarchivs
Sachsen-Anhalt recherchierbar.)