Mai 1990
Der Mai 1990 unterschied sich deutlich vom Vorjahr: Der 1. Mai hatte jetzt nichts mehr mit den vertrauten DDR-Ritualen zu tun.
Ein Jahr nach den aufsehenerregenden Wahlfälschungen fanden die ersten freien Kommunalwahlen in der Geschichte der DDR statt. In der ausklingenden Friedlichen Revolution stellten sich neue Probleme:
Anfang Mai benannte Ministerpräsident de Maizière den 1. Januar 1991 als Termin für die Wiedereinführung der Länder – eher unspektakulär endete wenige Wochen später das Wirken der Bezirkstage.
Auch die lokalen Runden Tische hatten nach den Kommunalwahlen ihre Bedeutung verloren:
Während in den Zwei-plus-Vier-Verhandlungen Deutschland das Recht auf staatliche Einheit zugestanden wurde und die DDR ein Handels- und Kooperationsabkommen mit der EG unterzeichnete, spitzte sich die Krise der bisherigen Staatswirtschaft zu.
Schon vor der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion erfuhr die Arbeitsverwaltung einen erheblichen Bedeutungszuwachs.
Nur punktuell wurden 1990 Traditionen wie der „Jahrestag der Befreiung“ fortgeführt. Vorsichtig versuchte jetzt auch die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, die drastische Mitgliedereinbußen verzeichnete, auf einen neuen Kurs einzuschwenken – „vielerorts wurden auch die Opfer des Stalinismus geehrt“.