Dezember 1989
Hunderttausende bildeten am 3. Dezember eine Menschenkette quer durch die DDR und verlangten die weitere Demokratisierung des Landes. Vier Tage später trat ein „Runder Tisch“ zu seiner ersten Sitzung zusammen.
Die Auseinandersetzung um die Stasi rückte Anfang Dezember in das Zentrum der Friedlichen Revolution. In der gesamten DDR wurden Bezirks- und Kreisverwaltungen des MfS besetzt – die Bürgerkomitees brachten der Diktatur eine schwere Niederlage bei.
Auch in den Bezirken Halle und Magdeburg wurden Panzer- und Aktenschränke der zum Amt für Nationale Sicherheit umfirmierten Stasi versiegelt, um die Vernichtung von Dokumenten zu verhindern.
Mit dem Vorwurf, dass „wesentliche Beweise und Dokumente verschwinden konnten, die zur zügigen Aufklärung beigetragen hättten“, sah sich auch die SED-Führung konfrontiert. „Machtmißbrauch, Korruption und persönliche Bereicherung“ zogen weiter „Empörung, schärfsten Protest, Wut, Scham und Haß“ gegenüber der SED nach sich – der „weitere Zerfallsprozeß“ der Staatspartei schien unaufhaltsam.
Die Entwaffnung der paramilitärischen, der SED unterstellten betrieblichen «Kampfgruppen der Arbeiterklasse» (wie hier in Leuna) leitete eine zögerliche Demobilisierung staatlicher Gewalt ein. Am 14. Dezember ordnete die DDR-Regierung die Auflösung der über 2.000 Kampfgruppeneinheiten mit ihren insgesamt fast 190.000 Kämpfern bis zum 30. Mai 1990 an.
Selbstkritische Rückblicke auf ein gescheitertes Jubiläumsjahr erinnerten noch einmal daran, wie lange in der DDR „vieles nicht mehr in Ordnung“ war.
„Das lange Schweigen der Betriebs-, Partei- und Gewerkschaftsleitungen“ war Ausdruck einer Sprach- und Konzeptlosigkeit, die zu spät von Dialog angeboten abgelöst wurde.