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Nullpunkt

Am 1. Dezember 1989 wurde der SED-Führungsanspruch aus der Verfassung gestrichen, zwei Tage später traten das Zentralkomitee der SED und das Politbüro unter Egon Krenz zurück.

Die im Landeshauptarchiv überlieferten Lageberichte der SED-Kreisleitungen lassen erkennen, wie „restlos“ das „Vertrauen in die SED“ mittlerweile „unter den Werktätigen zerstört“ war – und „auch zahlreiche Parteikader verstehen die Welt nicht mehr“.

Der „Vertrauensverlust der Partei gegenüber“ wurde immer größer (bis Ende 1989 waren über 500.000 Austritte zu verzeichnen), und Forderungen nach einer Neugründung nahmen zu.

Statt Auflösung erfolgten auf einem Sonderparteitag die Namensergänzung und das zögerliche Umschwenken „zu einer Wahlkampfpartei, die um Mehrheiten ringen muß“. Die Ära einer monopolistischen Staatspartei mit totalitärem Anspruch war beendet.

Die jahrzehntelang selbstverständlichen Verküpfungen von Partei, Staat und Wirtschaft begannen sich jetzt spürbar zu lösen.

In den Betrieben reichten die Forderungen nach dem 9. November von der Auflösung der Kampfgruppen über die Herauslösung der SED bis zur Umwandlung des FDGB in eine unabhängige Gewerkschaft.

Die FDJ-Kreisleitung im Buna-Werk Schkopau beispielsweise wurde von einer neuen Interessenvertretung abgelöst.

Nicht nur der Magdeburger FDGB-Bezirksvorstand erkannte die Dominanz der SED nicht mehr an und zog ein klares Fazit: