Von Luther bis Bismarck – Wertvolle Archivalien der Familie von Alvensleben kehren nach Sachsen-Anhalt zurück

Im Rahmen einer öffentlichen Festveranstaltung, an der auch der Minister für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt Holger Stahlknecht teilnahm, unterzeichneten am 2. August Prof. Dr. Ulrike Höroldt als Leiterin des Landesarchivs sowie Prof. Dr. Reimar von Alvensleben und Busso von Alvensleben als Vertreter des Familienverbandes von Alvensleben einen Vertrag über die Errichtung eines „Familienarchivs von Alvensleben“ innerhalb des Landesarchivs Sachsen-Anhalt. In diesem Familienarchiv sollen Archivalien, die in den Nachkriegswirren verstreut wurden, sukzessive nach Sachsen-Anhalt zurückgeführt und um weitere ältere und neuere Unterlagen ergänzt werden.
Bereits Mitte Oktober 2015 hatte die Familie von Alvensleben bedeutende Archivalien, die seit den Nachkriegsjahren im Niedersächsischen Landesarchiv verwahrt worden waren, dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt zur weiteren Aufbewahrung anvertraut. Über 14 Meter Schriftgut mit 300 Urkunden und zahlreiche Handschriften und Autographen (u. a. von Martin Luther, Philipp Melanchthon, Tilemann Hesshus, Otto von Bismarck, Alfred von Tirpitz und Paul von Hindenburg) gelangte auf diese Weise zurück nach Sachsen-Anhalt.
Jetzt wurde ein weiterer wichtiger Archivteil mit Urkunden aus den Jahren 1522–1740, die 1945 auf der Flucht nach Westdeutschland gebracht und im Stadtarchiv Dortmund verwahrt worden waren, in das neue Familienarchiv überführt.
Weitere herausragende Archivalien, die ebenfalls im Verlauf der Festveranstaltung dem neuen Familienarchiv zugeführt wurden, sind 89 Tagebücher der Oberhofmeisterin Gabriele von Alvensleben, die Einblicke in ihr Leben an der Seite der letzten Kronprinzessin des deutschen Reiches Cecilie (1886–1954) geben, und 21 Briefbündel mit z. T. sehr persönlichen Briefen der Kronprinzessin an Gabriele von Alvensleben. Zu Übergabe dieser Dokumente reiste Michel Arni, der Urenkel der Oberhofmeisterin, aus der Schweiz an.

Vor über 80 interessierten Besuchern begrüßte Innenminister Holger Stahlknecht das Zustandekommen des Depositalvertrages und dankte der Familie von Alvensleben.
Prof. Dr. Ulrike Höroldt betonte die herausragende gesellschaftliche und politische Stellung zahlreicher Mitglieder der Familie von Alvensleben. Deren aktive Rolle in Verwaltung, Militär und Politik hätten dafür gesorgt, dass die erhaltene Familienüberlieferung nicht rein privater Natur, sondern von großem öffentlichen Interesse sei. Die Zusammenführung und der dauerhafte Erhalt dieses Kulturgutes unter dem Dach des Landesarchivs stelle daher eine „win-win-Situation“ sowohl für die Familie von Alvensleben als auch für die historische Forschung dar.

Busso von Alvensleben dankte als Vorsitzender des Familienverbandes dem Land Sachsen-Anhalt für dessen aktives Interesse am Erhalt des kulturellen Erbes seiner Familie und hob die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv hervor.
Zum Abschluss der Festveranstaltung erfolgte die Eröffnung einer kleinen Ausstellung mit ausgewählten Exponaten. Neben den Briefen von Luther, Melanchthon und Bismarck sowie mehreren Urkunden wird auch ein Teil der Tagebücher der Oberhofmeisterin präsentiert.
Die Ausstellung ist für alle Interessierten noch bis zum 25. August im Ausstellungssaal des Landesarchivs in der Brückstraße 2 in Magdeburg zu sehen. Der Eintritt ist frei.