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Wirtschaft

Die wirtschaftliche Lage der DDR verschlechterte sich Anfang 1990 immer dramatischer. Der Regierungsapparat war nicht mehr in der Lage, die Volkswirtschaft zu steuern. Die Planwirtschaft löste sich in der Übergangssituation der Monate nach dem Mauerfall auf, die Marktwirtschaft hatte noch keine Funktionsfähigkeit erlangt.

Die Reisefreiheit ohne Zwangsumtausch, die Auflösung des staatlichen Außenhandels- und Devisenmonopols, der Funktionsverlust des RGW und ein Ministerratsbeschluss zur Gewährung der vollen Gewerbefreiheit markieren einige Eckpunkte der Entwicklung in diesen Wochen.

Letztmalig fand im Januar ein Winterschlussverkauf unter planwirtschaftlichen Bedingungen statt.

Doch der Schein der Normalität trog: Insbesondere Genossenschaften und private Betriebe stellten, so berichtete der Rat des Bezirkes Magdeburg, die staatliche Zuständigkeit für die jährliche Planausarbeitung „völlig in Frage“.

In den volkseigenen Betrieben wurde längst über die anstehenden Wirtschaftsreformen „unter den künftigen Bedingungen einer marktorientierten Planwirtschaft“ diskutiert.

„Schnelle spektakuläre Veränderungen“ lehnten viele Betriebsleitungen ab und registrierten eine starke „Verunsicherung“: „Die Unklarheit und Ungewißheit über die generelle Entwicklung von Staat und Wirtschaft in der DDR führt zur Besorgnis jedes einzelnen um seinen Arbeitsplatz, um seine soziale Sicherheit und seinen künftigen Lebensstandard.“

Die Gründung eines erst zum 1. Januar 1991 arbeitsfähigen Außenhandelsunternehmens im VEB Kombinat Rundfunk und Fernsehen sollte sich rasch als viel zu zögerliche Perspektive erweisen.

Auch die Verhandlungen und Planungen der DDR und BRD für die gemeinsame Finanzierung der Transitautobahn nach Westberlin konnten die zunehmende Realitätsferne dieses weit über das Jahr 1990 hinausreichenden Projektes noch nicht erahnen.

Die Leitung des VEB Autobahnkombinat Magdeburg gab sich bereits Ende Januar keinen Illusionen über den anstehenden „Aufbau gemeinsamer Produktionsstätten mit BRD- und DDR-Firmen“ und über die künftige Perspektive hin:

In der „Übergangsphase“ sei jedoch „ein vollständiges marktorientiertes Arbeiten noch nicht gegeben“.

Massive Umstrukturierungen vollzogen sich auch im FDGB, der sich aus den Betrieben mit der Forderung nach unabhängigen Gewerkschaften und mit neuen Betriebsräten konfrontiert sah.

Die Diskussionen der Belegschaften hatten längst mit den alten Ritualen gebrochen (auch wenn entsprechende Versammlungen in Räumlichkeiten mit vertrauter Symbolik stattfanden ...).