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16. bis 22. November: Zukunft

Eine Woche nach dem Fall der Mauer zog der Vorsitzende des Rates des Bezirkes Magdeburg die Zwischenbilanz einer „instabilen politischen Situation“. 703.044 Reisevisa, ausgezahlte Reisezahlungsmittel in Höhe von 11 Millionen DM, verstärkter Zugverkehr und Vorbereitungen für weitere Grenzübergangsstellen lassen den epochalen Umbruch des Novembers 1989 anklingen.

Der „explosionsartig angestiegene Reiseverkehr“ erschwerte einem fast drei Jahrzehnte hermetisch abgeriegelten Staat jetzt, so die Klage aus der Zollverwaltung, „die Bedingungen für die Durchführung niveauvoller und auch wirksamer Zollkontrollen“.

Während die Akademie der Wissenschaften am 16. November posthum Ernst Bloch und Robert Havemann rehabilitierte und der neue Regierungschef Hans Modrow am 17. November in seiner Regierungserklärung für einen „guten Sozialismus“ warb, drückten Friedensgebete und Demonstrationen die Befürchtung einer unvollendeten Revolution aus:

Die SED erlebte nach dem 9. November eine beispiellose Rücktrittswelle und sah sich mit Massenaustritten konfrontiert.

Die eigene Anschauung erleichterte den Ost-West-Vergleich:

Aber auch bisher ungeahnte Zukunftsängste durchziehen jetzt die Quellen:

Verstärkt wurden hochwertige Konsumgüter aufgekauft und Sparkonten aufgelöst: „Viele Bürger befürchten, daß ihre Sparguthaben bald nichts mehr Wert seien und besonders ältere Bürger sind besorgt um einen gesicherten Lebensabend, da mit dem Reiseverkehr die Spekulationen zunehmen und die Schwierigkeiten in der Volkswirtschaft noch größer werden.“