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23. bis 29. November: Stimmungen

Die „Stimmung unter der Bevölkerung“, so registrierte ein SED-Lagebericht in der letzten Novemberwoche, sei „von Mißtrauen und Unsicherheit“ und „von tiefer Entäuschung und Betroffenheit darüber gekennzeichnet, daß unser Land in eine solche tiefe, politische und wirtschaftliche Krise geführt wurde“.

Zwei Wochen nach dem Austausch von Spitzenfunktionären stand die SED weiter unter massivem Druck auch der eigenen Parteibasis – „Angst und Sorge über den Erhalt der Partei und der sozialistischen Entwicklung in der DDR nehmen zu.“

„Mißtrauen und Ablehnung“ gegenüber der Staatspartei verfestigten sich – längst standen die Trennung von Staat und Partei sowie von Wirtschaft und Partei auf der Tagesordnung.

Die Sprechchöre der andauernden Demonstrationen richteten sich nicht allein gegen die Staatspartei („SED – das tut weh“), sondern stellten immer häufiger auch die Zukunft des Teilstaates DDR in Frage.

Auch die akuten Wirtschaftsprobleme spitzten sich zu – im Bezirk Magdeburg konnten auf dem veralteten Schienensystem täglich 50 bis 60 Güterzüge nicht gefahren werden, „weil alle Gleiskapazitäten besetzt sind“. Verzweifelte Gedankenspiele umfassten nicht nur den „Einsatz geeigneter Transporttechnik der NVA“, sondern knapp drei Wochen nach dem Mauerfall auch eine „drastische Reduzierung des zusätzlichen Reiseverkehrs mit der BRD“.

Zugleich versuchten die alten Unternehmensleitungen, ihren Betrieben neue Märkte zu erschließen: