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Wahlen

Die SED hatte die Kommunalwahlen, bei denen 270.000 Sitze zu verteilen waren, umfassend geplant. Wahlunwillige sollten am 7. Mai mit Versprechen und Einschüchterungen zur Teilnahme gebracht werden.

Am Wahltag präsentierte sich die DDR wieder einmal hinter einer festlichen Fassade. Doch allgegenwärtige Fahnen und Plakate konnten die Begleitumstände dieser Wahlen nicht verdecken. Unabhängige Bürgergruppen überwachten die Stimmenauszählung in den Wahllokalen und stellten erhebliche Differenzen zu den offiziellen Ergebnissen fest. Die Opposition überführte die SED der Fälschung. Der Staatsapparat konnte diesen Nachweis nicht mehr verhindern.

Mit den staatlichen Wahlvorbereitungen hatte sich der Wunsch verbunden, das vermeintliche „Vertrauensverhältnis der Bürger zum sozialistischen Staat und zu ihren gewählten Abgeordneten weiter zu festigen.“

Sorgfältig und mit dem Ziel einer „Sicherung der führenden Rolle der SED in den Volksvertretungen“ wurden die Einteilung der Wahlkreise, die Anzahl der Mandate sowie die Auswahl der Kandidaten für die Einheitslisten der Nationalen Front vorbereitet.


Wahlverweigerungen kirchlicher Amtsträger wurden auch für lange zurückliegende Wahlen analysiert.


Die Brisanz dieser Kommunalwahlen deutete sich spätestens mit der Zurückweisung von Wahlbenachrichtungen an.

Den von Partei und Staat gewünschten Blick auf die „Wahlbewegung“ spiegeln Einträge in Brigadetagebüchern wider, die ein „eindrucksvolles Votum zur Fortsetzung unserer Politik zum Wohle des Volkes“ suggerierten.


Veröffentlichte Fotos aus Wahllokalen, die Szenen von der Begrüßung der Wähler bis zur Stimmabgabe zeigten, versuchten ein idyllisches Bild zu vermitteln. Ein Lagebericht der Volkspolizei registrierte den erwünschten „störungsfreien“ Wahlablauf.


Das SED-Politbüro sah nach den Wahlen in unausgesprochener Abgrenzung von der Sowjetunion den erfolgreichen Aufbau des Sozialismus unter den „konkreten nationalen Bedingungen“ bestätigt. Nicht nur die SED-Bezirksleitung Halle verdrängte die Realitäten und interpretierte das manipulierte Wahlergebnis als „ein machtvolles Bekenntnis und ein überzeugendes Votum der Bürger aller Klassen und Schichten für den auf die Sicherung des Friedens und das Wohl des Volkes gerichteten Kurses der Partei und der Arbeiterklasse“.

Die offiziellen Wahlergebnisse verzeichneten trotz aller Einsprüche lediglich geringfügige Abweichungen gegenüber 1986:

Doch selbst die amtlichen Zahlen können die für DDR-Verhältnisse beträchtlichen Zuwächse bei Nichtwählern und Gegenstimmen nicht mehr vertuschen.