902-1816
Die archivische Überlieferung für die Vorgängerterritorien der preußischen Provinz Sachsen und des Landes Anhalt setzt mit einer Urkunde aus dem Jahr 902 ein.
Die wechselvolle und vielfältige Geschichte spiegelt sich sowohl in Urkunden und Amtsbüchern als auch in umfangreichen Aktenbeständen an den Standorten Magdeburg und Wernigerode für die Vorgängerterritorien der preußischen Provinz Sachsen sowie Dessau für die anhaltischen Fürstentümer und Herzogtümer (bis 1848) wider.
Die territorialen Vorgänger der preußischen Provinz Sachsen
Die Vorgängerterritorien der preußischen Provinz Sachsen haben eine sehr unterschiedliche Verwaltungsgeschichte durchlaufen.
Quedlinburg, Halberstadt und Magdeburg waren über Jahrhunderte selbstständige geistliche, die Harzgrafschaften relativ selbstständige weltliche Territorien mit eigenen Oberbehörden oder zumindest Verwaltungsspitzen.
Das Eichsfeld und das Erfurter Gebiet bildeten Glieder des Kurfürstentums Mainz mit teils regional, teils überregional zuständigen Mittelbehörden. Der Süden der neuen Provinz war aus dem Königreich Sachsen herausgelöst worden, das sich schon als Kurfürstentum verwaltungstechnisch durch große und mit vielen Kompetenzen ausgestattete Ämter ausgezeichnet hatte. Die altpreußischen und kurmainzischen Ämter hatten hingegen relativ wenige Kompetenzen gehabt.
Die Regierungen Halberstadts und Magdeburgs wurden mit dem Erwerb durch Brandenburg-Preußen ab 1648 in dessen mittelbehördliche Regierungen überführt, die für Hoheits-, Justiz- und Lehnssachen zuständig waren, aber kaum über selbstständige Entscheidungsbefugnisse verfügten.
Um so mehr Macht besaßen die Kriegs- und Domänenkammern, die für die beiden ehemaligen Stiftsgebiete 1723 gebildet wurden. Die Halberstädter Kriegs- und Domänenkammer war auch für die Grafschaften Hohnstein und Wernigerode zuständig. Die Altmark fiel hingegen in die Zuständigkeit der Kriegs- und Domänenkammer Potsdam, deren Überlieferung deshalb vom Brandenburgischen Landeshauptarchiv verwahrt wird.
Preußen hatte nach dem Wiener Kongress von 1815 das überlieferte Verwaltungsschriftgut sowohl der zurück- als auch neuerworbenen Gebiete übernommen und in seinem neugebildeten Magdeburger Provinzialarchiv zusammengeführt.
Neben den Urkunden und Amtsbüchern umfasst das „Alte Archiv“ an den Standorten Magdeburg und Wernigerode heute umfangreiche Aktenbestände, die grob nach Territorien geordnet sind:
- A 1 bis A 11 Erzstift/Herzogtum Magdeburg,
- A 13 bis A 19 Hochstift/Fürstentum Halberstadt,
- A 20 bis A 22 Stift Quedlinburg,
- A 12 Konsistorialbestände des späteren preußischen Regierungsbezirks Magdeburg.
Sie erstrecken sich am Standort Magdeburg zunächst auf die oberbehördliche Überlieferung der früher selbstständigen Stiftsgebiete, die im Falle von Halberstadt und Magdeburg von den Beständen der brandenburg-preußischen Mittelbehörden gefolgt werden. Hinzu kommen die Überlieferungen der jeweiligen Landstände und der in beiden Territorien sehr zahlreichen geistlichen Korporationen: Domkapitel, Stifter und Klöster.
Die Bestände sind größtenteils nach den aktenbildenden Stellen benannte Provenienzbestände (etwa „A 17 II: Kriegs- und Domänenkammer zu Halberstadt. Präsidialregistratur“), teilweise aber auch auf Territorien bezogene Pertinenzbestände (wie „A 13: Bistum und Fürstentum Halberstadt“).
Einige Bestände überschreiten deutlich die Zeitgrenze von 1816.
Die kurmainzischen Aktenbestände und die lokalen Amts- und Gerichtsbestände aller Territorien werden am Standort Wernigerode archiviert.
Dies gilt auch für die Überlieferungen der Mittelbehörden des Königreichs Westphalen, das Napoleon nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 und der Niederlage Preußens gegen die französischen Truppen am 7. Dezember 1807 gründete. Mit seinem Bruder Jérôme als König wurde es als französischer Modellstaat geführt, in dem sowohl das französische Rechtssystem als auch die französische Verwaltung mit dem Präfektursystem und der Gliederung in Départements, Distrikte, Kantone und Munzipialitäten übernommen wurden.
Im Landesarchiv sind Unterlagen der Provinzial- und Lokalbehörden aus den Départements Elbe und Saale sowie Teile der Départements Oker, Harz und Niederelbe überliefert. Neben den Akten der Präfekturen und Unterpräfekturen verwahrt es auch solche der Domänendirektionen und Steuerbehörden, in geringerem Umfang sind Bestände der Forst-, Bau-, Justiz- und sonstigen Behörden vorhanden.
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) und der Niederlage Napoleons gegen die preußischen Truppen erfolgte die Auflösung des Königreichs und die Wiederherstellung der ursprünglichen Territorien. Aus diesem Zeitraum bis 1816 werden einige Unterlagen des preußischen Zivil- und Militärgouvernements für die Provinzen zwischen Elbe und Weser im Landesarchiv verwahrt.
Die territorialen Vorgänger des Landes Anhalt
Geschichte
Die frühe Geschichte des anhaltischen Territoriums ist geprägt durch zahlreiche Erbteilungen und damit einhergehende Zersplitterungen des Landes. Erst 1570 entstand das (ohne Aschersleben) wiedervereinigte Fürstentum Anhalt, das bereits 1603 in die vier Landesteile Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen und Anhalt-Zerbst aufgeteilt wurde. Während der napoleonischen Zeit erfolgte die Erhebung der nach dem Aussterben der Linie Zerbst im Jahr 1797 nur noch drei vorhandenen Fürstentümer zu Herzogtümern. Das Erlöschen auch der Linien Köthen und Bernburg in den Jahren 1847 und 1863 führte zur Vereinigung der anhaltischen Territorien als Herzogtum Anhalt im Jahr 1863.
Überlieferung
Am Standort Dessau wird die 941 einsetzende Überlieferung der anhaltischen Fürsten- und Herzogtümer verwahrt. Durch die vielfachen Verflechtungen des Hauses Anhalt in die deutsche und europäische Politik reicht die Bedeutung der Bestände weit über die Lokal- und Territorialgeschichte hinaus.
Die Gliederung der Bestände berücksichtigt die verschiedenen Teilungen des Landes ebenso wie das Fortbestehen gesamtanhaltischer Institutionen.
Anhaltisches Gesamt- und Senioratsarchiv
Der Bestand Anhaltisches Gesamt- und Senioratsarchiv vereinigt die Urkunden und Akten aller anhaltischen Territorien bis zur Landesteilung von 1603. Außerdem dokumentiert er die Tätigkeiten, die auch nach 1603 als Angelegenheiten des Gesamthauses galten, wie etwa die Verwaltung des Bergbaus oder die Vertretung Anhalts auf dem Reichstag zu Regensburg.
Anhaltische Teilfürstentümer
Die Archive der vier Teilfürstentümer Bernburg, Dessau, Köthen und Zerbst wurden im Anhaltischen Haus- und Staatsarchiv Zerbst 1872 zusammengeführt. Dabei erfolgte für die drei Teilfürstentümer Bernburg, Dessau und Köthen eine Neugliederung nach einem einheitlichen Sachprinzip (Pertinenz). Die so entstandenen „Abteilungen“ enthalten die Akten des jeweiligen Fürstenhauses, der Hof- und staatlichen Behörden bis zu der im Zuge der Revolution von 1848 erfolgten Umgestaltung der anhaltischen Behördenorganisation. Dagegen blieben die Zerbster Archivalien weitestgehend in der Ordnung des 18. Jahrhunderts erhalten.
Außerdem existieren in geringerem Umfang auch später formierte Provenienzbestände der fürstlichen und herzoglichen Landesregierungen, Kammern, Konsistorien, Forstämter, Kommissionen und Inspektionen, Ämter und Justizämter sowie Patrimonial- und Stadtgerichte.