Wer bestimmt mein Bild von und über die DDR?
Am 11. April 2019 wurde durch den Leiter des Landesarchivs Sachsen-Anhalt, Herrn Dr. Detlev Heiden, und den Soziologen Herrn Dr. habil. Bernd Martens (Berlin) die Ausstellung „... und dann sind wir an die Ostsee gefahren. DDR-Geschichte im Gespräch der Generationen“ in der Abteilung Merseburg des Landesarchivs Sachsen-Anhalt eröffnet.
Herr Dr. Heiden verwies auf die umfängliche DDR-Überlieferung im Landesarchiv und betonte dessen Selbstverständnis als Kulturgut sicherndes und zugänglich machendes historisches Gedächtnis des Landes. Das Landesarchiv wolle zur Vermittlung von Erinnerungskultur beitragen und alle Interessierten zu neuen Nutzungen ermuntern.
Herr Dr. Martens ging in seinem Vortrag der Frage nach, wie die Widersprüchlichkeit in der Erinnerung an die DDR zwischen und innerhalb der verschiedenen Familiengenerationen zustande kommen könnte. Zu Beginn verwies Martens auf eine Mehrgenerationenstudie aus dem Jahr 2014, bei der telefonische Leitfadeninterviews mit 54 Gesprächspartnern aus 18 ostdeutschen Familien geführt wurden. Besagte Studie bildete die Grundlage der Ausstellung „... und dann sind wir an die Ostsee gefahren. DDR-Geschichte im Gespräch der Generationen“. Neben der Erkenntnis, dass vor allem die Familie und das nahe persönliche Umfeld das DDR-Bild bestimmen, erfuhren die Veranstaltungsgäste, dass Erinnerungen nicht in der Vergangenheit wurzeln, sondern vor allem von der Gegenwart bestimmt werden. Hieraus schlussfolgernd, so Martens, unterlägen auch die Erinnerungen an die DDR aktuellen Einflüssen und seien folglich wandelbar. Wenig überraschend war darüber hinaus die Erkenntnis, dass die Aufarbeitung der DDR-Geschichte zu politiklastig sei und der DDR-Alltag viel zu oft ausgeblendet werden würde.
Im Anschluss an den Vortrag entspann sich unter den Gästen eine angeregte Diskussion, die hoffen lässt, dass die in der Abteilung Merseburg initiierte Veranstaltungsreihe zum Gedenkjahr „30 Jahre Friedliche Revolution“ auch weiter auf öffentliches Interesse stoßen wird.
Die Ausstellung, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Zentrum für Sozialforschung in Halle konzipiert wurde, ist im Rahmen der Öffnungszeiten der Abteilung Merseburg noch bis Ende August öffentlich zugänglich.