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Stadt und Land in einem Saal

Der Kooperationsvertrag zwischen dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt und dem Stadtarchiv Dessau-Roßlau, am 21. Oktober 2016 Uhr im Kesselraum des Alten Wasserturms feierlich durch Innenminister Holger Stahlknecht und Oberbürgermeister Peter Kuras unterzeichnet, wurde nun auch für die BenutzerInnen von Landes- und Stadtarchiv wirksam. Am 3. April 2017 um 9.00 Uhr öffnete sich der gemeinsame Lesesaal beider Institutionen im Archivverbund Dessau.

Mit gebündelten Kräften können beide Einrichtungen ihr Serviceangebot ausbauen und seit April 2017 folgende erweiterte Öffnungszeiten anbieten:

  • Montag 9.00 – 17.00 Uhr
  • Dienstag 9.00 – 19.00 Uhr
  • Mittwoch 9.00 – 17.00 Uhr
  • Donnerstag 9.00 – 17.00 Uhr

BenutzerInnen des Landesarchivs profitieren künftig von der landesgeschichtlichen Kompetenz beider Häuser und zweier Dienstbibliotheken. Für sie ergeben sich mit Beginn des Archivverbundes neue Möglichkeiten, die Überlieferung beider Archive unkomplizierter und ertragreicher zu konsultieren. Nicht zuletzt der Alte Wasserturm selbst spiegelt sich in den Akten sowohl der städtischen als auch der staatlichen Institutionen!

Allerdings bleiben aufgrund der unterschiedlichen Struktur der beiden Archive einige Abweichungen in den Rahmenbedingungen der Benutzung erhalten. Für das Landesarchiv ist die Abteilung Dessau einer von vier Standorten, die nach einheitlichen Regelungen bzgl. der archivgesetzlichen Grundlagen, der Benutzungsordnung, der Gebührenordnung sowie der Modalitäten bei der Erstellung von Reproduktionen verfahren. Das Stadtarchiv Dessau-Roßlau dagegen unterliegt als kommunales Archiv etwas anderen Bedingungen, beispielsweise enthält die städtische Gebührensatzung noch einige Regelungen, die erheblich von den Landesregelungen abweichen. Eine Angleichung ist vorgesehen.
Die Benutzungsordnung des Landesarchivs gilt am Standort Dessau für alle Benutzungen. Dabei sind für die Benutzung von Archivgut des Landesarchivs Sachsen-Anhalt und des Stadtarchivs Dessau-Roßlau jeweils gesonderte Benutzungsanträge zu stellen und zu genehmigen.

Mit einem gemeinsamen Lesesaal und gemeinsamen Räumlichkeiten vertiefen Landesarchiv und Stadtarchiv ein Miteinander, das bereits seit Jahren in fachlichem Austausch und gemeinsamen Publikations- und Ausstellungsprojekten gelebt wird und sich in Ausstellungen wie der zur Friedlichen Revolution 2009, der gemeinsamen Vortragsreihe und Arbeit an den Mitteilungen des Vereins für anhaltische Landeskunde niedergeschlagen hat. Eine von beiden Partnern zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erarbeitete Ausstellung über den Fürsten Leopold Friedrich Franz und seine Residenzstadt Dessau im August führt die Kooperation fort, weitere Projekte sind in Vorbereitung.

Der Standort Dessau-Roßlau des Landesarchivs Sachsen-Anhalt wurde Ende der 1990er Jahre für das damalige Landesarchiv Oranienbaum mit einer Zuwachsreserve für die Überlieferung im Regierungsbezirk Dessau geplant. Mit der Auflösung der Regierungsbezirke, der Gründung des Landesverwaltungsamtes und der Zusammenlegung von Landesbehörden verringerten sich die jährlichen Archivgutübernahmen. Nachdem 2011 auch zeitweise ausgelagerte Magdeburger Bestände in den dortigen Magazinneubau umgezogen werden konnten, stehen dem Landesarchiv Sachsen-Anhalt in Dessau hinreichende Kapazitäten sowohl für die historische Überlieferung Anhalts als auch für regelmäßige Übernahmen von mittleren und unteren Landesbehörden sowie der Gerichte und sonstigen Einrichtungen auf dem Gebiet des vormaligen Regierungsbezirks Dessau zur Verfügung. Zudem konnten dem Stadtarchiv Dessau-Roßlau die aktuell und in den nächsten beiden Jahrzehnten erforderlichen Magazinflächen vermietet werden.