Präsentation der Print- und Online-Reihe QuellenNAH
In Anwesenheit der Innenministerin und der Bildungsministerin stellte das Landesarchiv am 20. Dezember 2021 in einer Hybrid-Veranstaltung die Projektergebnisse des vom Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer geförderten Projektes Außerschulischer Lernort Landesarchiv Sachsen-Anhalt vor.
Mit der aus dem Projekt hervorgehenden Print- und Online-Publikationsreihe QuellenNAH möchte das Landesarchiv, gemeinsam mit dem Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung und der Landeszentrale für politische Bildung, Lehrenden und Schüler*innen sowie historisch Interessierten einen unkomplizierten und zugleich professionellen Zugang zu Originalquellen eröffnen und eine eigenständige, kritische Auseinandersetzung mit Geschichte fördern. Die jetzt veröffentlichten ersten sechs Hefte der Reihe thematisieren zu Repression und Handlungsspielräumen, Jugend und Erziehung sowie Wirtschaft und Arbeit im Nationalsozialismus und in der DDR die doppelte deutsche Diktaturgeschichte des 20. Jahrhunderts in Sachsen-Anhalt.
Innenministerin Dr. Tamara Zieschang betonte in ihrem Grußwort den besonderen Schwerpunkt des Geschichtsunterrichts auf dem Nationalsozialismus und der DDR. Die Vergangenheit werde jedoch besser greifbar, wenn sie aus den Orten und Regionen erzählt werde, in denen wir heute leben. Dies eröffne weiterführende Perspektiven für die Geschichtsvermittlung in Sachsen-Anhalt, sowohl an den Schulen als auch in der außerschulischen Bildungsarbeit.
Bildungsministerin Eva Feußner unterstrich ebenfalls die Bedeutung des Regionalbezugs, für welchen allerdings didaktisch aufbereitetes Quellenmaterial unverzichtbar sei. Insofern lobte sie das für unterschiedliche Niveaustufen im Schulunterricht nun zur Verfügung stehende Material.
Der Leiter des Landesarchivs, Herr Dr. Heiden erläuterte das Selbstverständnis des Landesarchivs als moderner, bürger- und kundenorientierter Informationsdienstleister. Dabei verstehe sich die nun aufgenommene Reihe QuellenNAH als Beitrag zur historischen Identitätsbildung in Sachsen-Anhalt, zur Erinnerungskultur und zur Demokratieförderung.
QuellenNAHist das Resultat einer erfolgreichen Vernetzung mit anderen Akteuren der historischen Bildungsarbeit in Sachsen-Anhalt und der konzeptionellen Vorbereitung wie fachlichen Steuerung durch eine interne Projektgruppe mit Frau Dr. Henkel als Leiterin, Herrn Dr. Schmalz und Herrn Dr. Schumacher.
Allen Schulen in Sachsen-Anhalt wurde eine Erstausstattung der Bausteinhefte zur Verfügung gestellt. Die Quellenhefte werden auch für andere Zwecke der historischen Bildungsarbeit sowie für allgemein Geschichtsinteressierte angeboten und über die Landeszentrale für politische Bildung verteilt
Herr Dr. Heiden betonte das Ziel, das erweiterungsfähige Projekt in den kommenden Jahren fortzusetzen.
Herr Schödel, der Direktor des Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt beschrieb, wie ihn der Blick in die Hefte mit individuellem Lokalbezug an seine persönliche Schulzeit und deren spätere Verarbeitung erinnerten. Auch persönliche Erlebnisse bedürfen der kritischen Einordnung in den historischen Kontext. Deswegen sei das Angebot nicht nur für jüngere Menschen, sondern auch für Zeitzeugen von einem besonderen Wert.
Herr Reichel, der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung teilte diese Einschätzung und betrachtete das nun vorliegende Angebot als Auftakt für Folgeprojekte die einer breiten Bevölkerung persönliche Zugänge zur Zeitgeschichte eröffnen: Dabei sollten junge und ältere Menschen gleichermaßen angesprochen werden. Wünschenswert sei dabei auch ein Blick auf die Geschichte des heutigen Sachsen-Anhalts des 19. Jahrhunderts, die überregional noch zu wenig Beachtung finde.
Die Projektkräfte Verena Meier und Till Goßmann stellten das Konzept der neuen Heftreihe anhand zweier Quellenbeispiele vor: Die Bausteinhefte behandeln die Themen „Repression und Handlungsspielräume“, „Jugend und Erziehung“ sowie „Wirtschaft und Arbeit“ im Nationalsozialismus und in der DDR. Indem die Reihe QuellenNAH zeigt, wie sich allgemeine politische Entwicklungen auf das alltägliche Leben auswirkten, knüpft sie an die Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler an.
Am Anfang der Bausteinhefte steht jeweils eine didaktische Einführung, die sich an die Lehrkräfte richtet. Im Weiteren folgt in jedem Bausteinheft eine Quellensammlung, die sich in unterschiedliche Themenbereiche gliedert und vier Merkmale in den Mittelpunkt rückt:
- · Regionales Lernen
- · Arbeit mit Originalquellen
- · Förderung der Sprachsensibilität
- · Einordnung in den historischen Kontext
Da es Lehrerinnen und Lehrern im Schulalltag oft nicht möglich ist, selbst nach Quellen in Archiven zu recherchieren und für den Unterricht aufzubereiten, soll mit QuellenNAH das Archiv einen Weg in die Schulen finden.
Dieses Konzept illustrierten Verena Meier und Till Goßmann anhand einer Quelle zur Denunziation eines Hundefrisörs aus Magdeburg bei der Gestapo im Februar 1943 und die Anklage vor dem Sondergericht im November des Jahres sowie anhand einer Postkarte eines DDR-Bürgers an Bekannte in Merseburg aus dem Jahr 1983, nachdem er in die Bundesrepublik ausgereist war.
Zum Abschluss führte Herr Dr. Schumacher in das aus dem ersten sechs Heften erstellte Web-Angebot ein, das Sie hier finden.
Das Landesarchiv wird die Reihe QuellenNAH im kommenden Jahr mit Heft 7 fortsetzen. Dieses wird epochenübergreifende Quellen zur jüdisch-deutschen Geschichte behandeln.