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19. bis 25. Oktober: Demonstrationen

Später als im benachbarten Leipzig fanden auch in Halle regelmäßige Demonstrationen statt: Wenige Tage nach der Honecker-Abesetzung beteiligten sich 7.000 Menschen - und aus der SED-Stadtleitung wurde die Forderung formuliert, „schnell sichtbare Maßnahmen zu ergreifen, damit alle 250.000 Kommunisten unseres Bezirkes wirksam werden.“


Auch in Magdeburg setzten sich die montäglichen Veranstaltungen fort – 6.500 Menschen sammelten sich nach volkspolizeilichen Schätzungen am 23. Oktober im Dom, weitere 5.500 auf dem Domplatz und in dessen Nähe.

Die Demonstrationen breiteten sich im Oktober auf immer mehr Orte aus, und die mitgeführten Transparente formulierten immer entschiedenere Forderungen.

Schweigeminuten und Kerzen zählten ebenso zur Symbolik der Friedlichen Revolution wie Zitate aus anderen Bürgerbewegungen.

Vergeblich versuchte die SED, durch „Einflußgespräche“ die evangelische Kirche auf Distanz zu den Demonstrationen zu bringen.

Nicht nur Hans-Jochen Tschiche „forderte, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, wo das Unzufriedenheitspotential auf die Straße gehen muß.“

Der Wechsel von Honecker zu Krenz stärkte den Verdacht, „die SED rede von Veränderungen, will sich aber selbst nicht ändern“, und machte es „schwer zu glauben, es sei mehr als ein wenig Kosmetik beabsichtigt“.

Grundsätzliche politische Forderungen standen neben alltäglichen Unzufriedenheiten:

Stimmungsberichte nach der Krenzschen Antrittsrede ließen wenig Zweifel an der Empörung darüber, dass „Partei und Regierung den Kontakt zum Volk verloren haben“.

Auch bei der SED-Basis hatte der Verlust des Vertrauens in die Parteiführung hatte ein „erhebliches Ausmaß angenommen“:

Auch in den Betrieben brachen sich „Verbitterung“ und lange „angestauter Unmut“ Bahn: „Man brauche jetzt keine hohlen Phrasen und leere Versprechungen“, sondern „konkrete Veränderungen und spürbare Verbesserungen“.

„Unglaubwürdige“ Zahlen zur Planerfüllung und problematische Arbeitsbedingungen wurden in der Gesprächsrunde eines Betriebsdirektors ebenso in Frage gestellt wie die Rituale eines geschönten Alltags: „Warum werden bei Besuchen des Generaldirektors immer endlose Vorbereitungen getroffen? Soll er doch kommen und sehen wie es wirklich ist.“