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„Urkundensammlung über die älteste Anhaltische Geschichte“ - Zum 200. Geburtstag von Prof. Dr. Otto von Heinemann (1824-1904)

Als im Jahr 1856 die Stelle eines Archivars des Herzoglichen Haupt- und Landesarchivs in Bernburg neu zu besetzen war, schlug der damalige Staatsminister Maximilian von Schätzell (1804-1879) den Oberlehrer Dr. Otto von Heinemann als dafür geeigneten Kandidaten vor. Der gebürtige Helmstedter unterrichtete seit 1854 am Bernburger Karlsgymnasium Geschichte, Deutsch, Geographie und Englisch. Am 10. Juli 1856 wurde er als kommissarischer Archivar verpflichtet. Mit großem Eifer widmete sich Heinemann nun neben seiner Lehrtätigkeit der Neuordnung des Archivs. So erfasste er unter anderem weit über tausend Urkunden, die zum großen Teil aus den Klöstern Gernrode, Hecklingen und Ballenstedt stammten, und erschloss diese durch ausführliche Regesten.
Der exklusive Zugang zu noch unbekannten Originalquellen ermöglichte es Heinemann, seine begonnenen Studien zur anhaltischen Landesgeschichte zu vertiefen und auszuweiten. Dabei beschränkte er sich aber nicht nur auf das Bernburger Archiv, sondern recherchierte in den Schulferien häufig auch in anderen Archiven und Bibliotheken. Im Ergebnis seiner Forschungen publizierte er Schriften über den Markgrafen Gero (1860) und über Albrecht den Bären (1863), die auf breites Interesse stießen. 
 

Nach dem Tod des letzten Anhalt-Bernburger Herzogs Alexander Karl im Jahr 1863 erfolgte die Vereinigung der seit 1603 getrennten anhaltischen Territorien zu einem Herzogtum. Aus diesem Anlass initiierte der Staatsminister Karl Friedrich Ferdinand Sintenis (1804-1868) ein besonderes Projekt, für das Heinemann gewonnen werden konnte: die Herausgabe eines Anhaltischen Urkundenbuchs nach modernen wissenschaftlichen Grundsätzen. Bei der langjährigen Bearbeitung des Quellenwerks erfuhr Heinemann vielfältige Unterstützung. Davon zeugen Korrespondenzen aus der Entstehungszeit, die sich in der Abteilung Dessau des Landesarchivs Sachsen-Anhalt erhalten haben. Ein daraus ausgewählter eigenhändiger Brief Heinemanns an den Hofrat und Bibliothekar Gottlieb Krause in Köthen, datiert vom 1. März 1866, ist als Archivale des Monats April im Archivverbund Dessau (Alter Wasserturm) in der Heidestraße 21 zu sehen. Im betreffenden Brief kündigte Heinemann einen Besuch des Köthener Archivs an einem Sonntag an und erklärte, dass ihm ein anderer Termin nicht möglich sei. Denn an den Wochentagen wäre er „stets durch Schulunterricht gefesselt“. Im Interesse der Sache entsprach Gottlieb Krause Heinemanns Wunsch und war ihm auch später des Öfteren bei seinen Recherchen behilflich. 

Pünktlich zum 50-jährigen Regierungsjubiläum des Herzogs Leopold Friedrich von Anhalt (1794-1871) im Jahr 1867 wurde die erste Abteilung des ersten Bandes des „Codex Diplomaticus Anhaltinus“ veröffentlicht, die den Zeitraum 936 bis 1123 umfasste. Bis 1883 erschienen insgesamt sechs Bände des Urkundenbuchs, in denen zahlreiche Dokumente der Forschung erstmals zugänglich gemacht wurden.

Otto von Heinemann hatte Anhalt bereits 1868 verlassen, um die Leitung der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel zu übernehmen.

Die im Landesarchiv Sachsen-Anhalt verwahrten Quellen zu seinem Wirken sind online recherchierbar und können auf Anfrage innerhalb der Öffnungszeiten des Lesesaals (Mi 9-17 Uhr, Do 9-19 Uhr) eingesehen werden.